… Licht und Schatten, aber immer Sonne
Die Runden 4 und 5 liefen durchwachsen. Eine unnötige Niederlage in einem sicheren Remis-Endspiel gestern (die dritte Seeschlange über 60 Züge in diesem Turnier) und ein leichter Sieg kraft überlegenen Wissens heute zeigen, wie nah Licht und Schatten im Schach beieinanderliegen (Donnerwetter! Was für eine subtile Bezugnahme auf den Titel.). Nachdem ich nach der gestrigen vierten Runde mit den Medaillen-Rängen abgeschlossen hatte und auch kein Champions League Sieg meine Stimmung aufheitern konnte, beschloss ich, am Fide-Trainer-Seminar teilzunehmen, um des Deutschen Sucht nach Zertifikaten als Beweis für entsprechende Fähigkeiten zu befriedigen und dann hoffentlich demnächst sagen zu können „Ich kann nicht nur gut beibringen, ich hab sogar ein Zertifikat!“ Erstaunlicherweise interessieren sich die Schachspieler in Deutschland bei der Wahl ihrer (nicht nur Schach-) Trainer hauptsächlich dafür, wie stark jemand selbst spielt und ob man für irgendetwas ein Beweispapier hat. Ob man bereits gute Spieler zu Landesmeistern gemacht oder noch andere Referenzen hat, wird nicht gefragt. Der alte Obermufti Dvoretzky, seines Zeichens nur IM, oder (der Fide-Trainer schlechthin – er hat nicht nur Karpov als Weltmeister trainiert!) Fide-Trainer-Chef Adrian Mikhalchishin (immerhin GM mit Top-Elo von 2552 vor 14 Jahren) wären in Deutschland vermutlich nie zu ihrem Ruhm gekommen, weil sie es als Spieler nie auf höchstes Niveau geschafft haben.
Zwischen dem Trainer-Schein und mir steht aber noch die Teilnahme an mehreren anstrengenden 5-Stunden Sitzungen vor den Runden und eine Prüfung. Daher fiel mir heute früh die Entscheidung auch nicht leicht: Riskiere ich, die kommenden Runden vom Seminar mental ausgelaugt zu sein und meine Elo zu ruinieren oder krieg ich Beides halbwegs hin? Der erste Tag sprach schon mal für mich, es ging Beides: Viel gelernt und dann noch gewonnen. Wir werden sehen, was die nächsten Tage an Punkten bringen.
Wenn´s klappt, nehme ich immerhin doch noch einen seltenen Fide-Titel mit. Zwar nicht den, den ich ursprünglich wollte, aber unterrichten konnte ich eh immer schon besser als spielen, da kann man schließlich keine Figuren einzügig einstellen.
Ach ja: Schach rockt all over the world: http://www.schachjugend-nrw.de/all-over-the-world.html
Demnächst auch in Rumänien, wo die Sonne immer scheint. Ich hätte mich mal trauen sollen, eine Kamera und meine Sonnenbrille mitzunehmen, das hätte sich gelohnt…
{von Schachfreund Dennis Calder, per Mail aus Rumänien}